Hast du dich schon mal gefragt, welche Ausrüstung ein Hochzeitsfotograf zu seinen Hochzeiten mitnimmt? Diese Frage stellen mir jedenfalls oft Gäste auf den Hochzeiten, die ich begleiten darf. Viele sind begeisterte Amateure oder überlegen vielleicht sogar selbst einmal eine Hochzeit zu fotografieren.
Deshalb schreibe ich diesen kleinen, mehrteiligen Leitfaden zum Thema Ausrüstung eines Hochzeitsfotografens. Im ersten Teil gehe ich auf Kamera und und verschiedene Objektive für die Hochzeitsfotografie ein. Teil 2 behandelt Lichtequipment wie Blitze, Videoleuchten und Lichtformer während sich Teil 3 um weitere Ausrüstung und die sichere Aufbewahrung digitaler Daten drehen wird. Vielleicht inspiriert diese Reihe dich ja, dein eigenes Equipment zusammenzustellen und schon bald deiner erste Hochzeit zu fotografieren!
Die Ausrüstung eines Hochzeitsfotografen: Welche Kamera brauche ich und was sollte sie können?
Klar, das erste, was ein Fotograf im Rucksack haben sollte (und ganz ehrlich, ich gucke immer zweimal, ob ich sie tatsächlich eingepackt habe…) ist die Kamera. Aber welche Kamera solltest du für Hochzeitsfotografie nutzen? In den letzten Jahren hat sich hier unheimlich viel getan und obwohl ich selbst derzeit mit einer Sony Alpha 1 fotografiere, reichen auch ältere Modelle heute noch vollkommen aus. So war die Sony Alpha 7 III ein echter Meilenstein für Hochzeitsfotografen, denn sie hatte alles, was man in dem Job braucht: einen lichtstarken Vollformat-Sensor, eine angemessene Auflösung um im Nachgang Ausschnitte wählen zu können, gute ISO-Performance und ISO-Invarianz sowie einen schnellen und präzisen Autofokus.
Dazu die Möglichkeit, auf zwei großen SD Speicherkarten Fotos gleichzeitig zu speichern. Der Stromverbrauch war gegenüber den Vorgängern geringer, sodass die Akkus etwa 50% länger hielten. Und um ehrlich zu sein: würde ich meine Sony Alpha 1 nicht auch häufig zum Filmen nutzen, wäre ich bei der Alpha 7 III geblieben oder „nur“ auf die Alpha 7 IV umgestiegen.
Neben der Hauptkamera sollte unbedingt ein Backup-Body im Rucksack liegen! Ich kann das gar nicht oft genug betonen. Für einen Hochzeitsfotografen gibt es keine schlimmere Situation, als wenn die Kamera während einer Hochzeit den Geist aufgibt. Denkst du, das sei nur Panikmache? Nein, genau das ist mir nämlich schon mal passiert und ich war heilfroh, neben meiner Canon 5D Mk. IV noch das Vorgängermodell in meiner Photobooth gehabt zu haben. Das war eine lehrreiche Erfahrung für mich…
Der Backup-Body muss natürlich nicht das neuste Modell sein. Vielleicht genügt auch die günstige APS-C Alternative. Oder die bisherige Kamera wird zum Backup degradiert wenn das neue Modell in der Post liegt. Wichtig ist, dass der Backup-Body zuverlässig ist und es sich dabei nicht unbedingt um eine runtergerockte Gebrauchtkamera (nichts gegen Gebrauchte, wenn sie in einem vernünftigen Zustand sind und noch nicht zu viele Auslösungen aufweisen) handelt. Aus finanzieller Sicht ziehe ich die erste Option vor. Vielleicht führe ich den Punkt „wirtschaftlicher Umgang mit Fotoausrüstung“ noch mal weiter aus.
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Welche Objektive braucht ein Hochzeitsfotograf?
Neben der Kamera an sich brauchst du verschiedene Objektive, um erfolgreich eine Hochzeit fotografieren zu können. Für mein Equipment als Hochzeitsfotograf gilt bei Objektiven eine simple Faustregel: Je lichtstärker, desto besser! Du wirst bei der Hochzeitsfotografie häufig mit sehr schlechten Lichtverhältnissen konfrontiert werden.
In der dunklen Kirche, während des Eröffnungstanzes oder bei der Feier freust du dich über jedes bisschen Mehr an Licht, das auf den Sensor trifft. Hochwertige Objektive sind wichtiger als ein hochwertiger Kamerabody, um gute Ergebnisse zu erzielen.
Um es einfach zu sagen: Wenn du ein schlechtes Objektiv an eine gute Kamera packst, ist der hochpreisige Body einfach nur verschwendet.
Aber welche Objektive sollen denn nun mit ins Gepäck? Hier meine persönliche Liste, geordnet nach Wichtigkeit:
Reportageobjektive für Hochzeitsfotografie
Reportageobjektive sollten gute Allrounder sein. Sie sind in keinem Bereich sonderlich herausragend (wir meckern hier aber auf sehr hohem Niveau…), jedoch in jeder Situation eine vernünftige Wahl. Ich nutze zwei Reportageobjektive: ein 24-70mm und ein 70-200mm. Wichtig bei beiden Objektiven ist die durchgehende Offenblende von f2,8 über den gesamten Brennweitenbereich. Im Schnitt verwende ich diese beiden Objektibe zu 50% der Hochzeitsbegleitung.
Sigma 24-70mm f2,8 – DER Standard für die Hochzeitsreportage
Mein Sigma 24-70mm f2,8 ist bei standesamtlichen Trauungen und Programmpunkten, die hohe Flexibilität erfordern, immer auf einem Body, da ich mit ihm schnell von leichtem Weitwinkel hin zu leichten Nah- oder Porträtaufnahmen wechseln kann. Früher wechselte ich schnell zwischen Festbrennweiten, was recht stressig und unflexibel war. Später begann ich, mit zwei Kamerabodies zu arbeiten, was sehr unhandlich war. Inzwischen schätze ich die Möglichkeit des schnellen Brennweitenwechsels sehr.
Sony 70-200mm f2,8 GM OS – Allround-Teleobjektiv mit höchster Qualität
Das Sony 70-200mm f2,8 GM OS ist ein absolutes Goldstück! Ich würde sogar behaupten, dass mein damaliges Canon-Pendant meine Fotografenkariere überhaupt erst ermöglicht hat. Die Qualität ist hervorragend, die Bildsprache einzigartig und das Objektiv ist sehr vielseitig einsetzbar. Es ist toll für Close-Ups, Porträts und Totalen. Außerdem kann ich mich mit diesem Objektiv dezent im Hintergrund halten und unbemerkt wichtige Ereignisse oder Personen fotografieren.
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Festbrennweiten für schlechte Lichtverhältnisse bei Hochzeitsfeiern
In vielen Momenten während einer Hochzeitsfotografie sind lichtstarke Festbrennweiten unerlässlich. Denn obwohl das flexible Arbeiten mit Zoomobjektiven schön ist, gibt es regelmäßig Situationen, in denen ein Fotograf sich über noch ein bisschen mehr Lichtstärke freut.
Hierbei geht es nicht nur darum, die ISO-Werte der Kamera herunterzuschrauben. Die große Offenblende ist auch für einen zuverlässigen Autofokus äußerst wichtig. Das beste Beispiel hierfür ist der Eröffnungstanz im abgedunkelten Festsaal.
Jede Festbrennweite besitzt eine eigene Bildsprache, die gegenüber Zoomobjektiven sehr ausgeprägt ist und den mit ihnen gemachten Fotos einen besonderen Charakter verleiht.
Ich finde, Sigma Objektive weisen subjektiv bessere Qualität zu einem besseren Preisverhältnis auf (hierüber kann man jedoch unendlich lange diskutieren…). Wenn vorhanden, ziehe ich die DG DN Variante als Neuentwicklung für spiegellose Kameras den älteren Modellen vor, die lediglich mit den passenden Bajonetten versehen wurden.
In meinem Gepäck habe ich die heilige Dreifaltigkeit der Festbrennweiten: 85mm, 50mm sowie 35mm. Ein 24mm (das ich für extrem wichtig beim Eröffnungstanz halte) wird demnächst hinzukommen. Hier nutze ich derzeit noch ein adaptiertes Canon-Objektiv, das immer noch sehr gute Dienste leistet. Das ständige Rumgefummel mit dem Adapter nervt mich jedoch inzwischen sehr.
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Extreme Weitwinkelobjektive
Weniger wichtig aber bei längeren Hochzeiten trotzdem immer dabei ist ein extremes Weitwinkelobjektiv. Es ist toll, um imposante oder wichtige Hintergründe mit ins Motiv einzubeziehen oder ein bisschen mit der Perspektive zu spielen. Für kürzere Begleitungen bleibt es meistens zuhause, da hier leider oft die Zeit für kreativere Bildideen fehlt.
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Makro- & Spezialobjektive für besondere Hochzeitsmotive
Mit einem Makroobjektiv kannst du tolle Detail- und Nahaufnahmen bei Hochzeiten machen. Ein Paradebeispiel hierfür sind Fotos der Trauringe. Obwohl ein schönes 85mm-Objektiv ebenfalls funktioniert, ist ein Makroobjektiv hier einfach unschlagbar. Kleiner Tipp: Ein Makroobjektiv kann auch wunderbar als Porträtobjektiv genutzt werden, da du hier sogar noch näher herankommst als mit einem regulären Porträtobjektiv.
Je nachdem, wo deine Prioritäten liegen, kannst du für das Makroobjektiv das Porträtobjektiv weglassen. Das einzige Manko hier ist die relativ kleine Offenblende von f/2,8 anstatt beispielsweise f/1,4. Das mag zwar nicht dramatisch klingen, kann aber unter schlechten Lichtbedingungen den Unterschied zwischen einem schnellen Autofokus-Treffer oder einem verpassten Moment bedeuten!
Wenn du das Geld für ein Makroobjektiv sparen möchtest, kannst du auch Makroringe verwenden. Sie sind zwar ein wenig unflexibler und verschlechtern die Abbildungsqualität leicht, sind jedoch im Vergleich zu einem eigenständigen Objektiv deutlich günstiger.
Gelegentlich nehme ich auch ein Fisheye-Objektiv mit. Für mich ist es ein Spaßobjektiv, das ich gerne für besondere Motive einsetze – sofern die Zeit dafür vorhanden ist. Mit einem Fisheye-Objektiv lassen sich lustige Partyfotos, 180-Grad-Weitwinkelaufnahmen oder sogar 360-Grad-Kugelpanoramen erstellen. Es muss nicht unbedingt teuer sein, eine einfache Variante ohne Autofokus und mit einer größten Offenblende von f4,0 reicht für diese Zwecke vollkommen aus.
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Gute und günstige Objektivalternativen für Hochzeitsfotografen
Hochwertige und lichtstarke Markenobjektive, die von Hochzeitsfotografen bevorzugt werden, sind oft sehr teuer. Es gibt jedoch Alternativen: Objektive kannst du auch sehr gut gebraucht kaufen. Sie sollten aus Nichtraucherhaushalten stammen und stets trocken gelagert worden sein. Staubeinschlüsse sind leider nicht vollständig zu vermeiden, sollten aber minimal sein.
Gerade das Sigma 24-70 f2,8 ist berüchtigt dafür, ein Staubmagnet zu sein! Der Service kriegt den wieder weg. Schwieriger wird es, wenn das Objektiv durch Nikotin verschmutzt ist oder von Pilzen befallen wurde. In diesem Fall ist es besser, die Finger von solch einem Objektiv zu lassen!
Alte Objektivserien an moderne Kameras adaptieren
Eine weitere Option ist, nach alten Objektiven aus auslaufenden Systemen zu suchen, die per Adapter an neue Kameras angeschlossen werden können. Ich habe eine Zeit lang verschiedene Canon EF-Objektive per Adapter an meiner Sony Alpha 7III verwendet. Da es hochwertige L-Objektive waren, war die Bildqualität ausgezeichnet, und der Adapter (Sigma) hat hervorragende Arbeit geleistet. So konnten die Objektive an meiner Sony-Kamera schneller und genauer fokussieren als an der damaligen Canon 5D Mk III. Diese „alten“ Canon- oder Nikon-Objektive sind heute zu einem sehr guten Preis auf einschlägigen Gebrauchtmärkten erhältlich.
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Kameraobjektive für Hochzeitsfotografie von „neuen“ Drittherstellern
In den letzten Jahren haben sich die einstmals günstigen manuellen Objektive von Walimex bzw. Samyang (gleiches Zeug, anderes Branding) sehr gut entwickelt und stellen heute echte Alternativen zu den Basis- und sogar Profi-Reihen von Sony und Sigma dar. Der größte Kritikpunkt bei diesen Modellen ist die sehr hohe Schwankung in der Fertigungsqualität.
Das bedeutet, dass Du entweder ein hervorragendes Objektiv zu einem tollen Preis erhalten kannst – oder aber eine echte Gurke. Wer sich also für solch ein Modell entscheidet, sollte es auf Herz und Nieren testen und bei größeren optischen Fehlern wie Dezentrierungen schleunigst umtauschen.
Ich selbst habe das Samyang 135 f1,8 im Gepäck und nutze es recht gerne. Achtung! Samyang hat diverse Objektive ohne Autofokus im Sortiment! Das ist zwar für Shootings in Ordnung – zumal moderne Kameras mit Funktionen wie Focus Peaking aufwarten -, jedoch sind sie für Reportagen ungeeignet.
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Die Starterausrüstung für neue Hochzeitsfotografen
Das klingt schon ziemlich viel, oder? Und natürlich ist es auch teuer! Doch solltest du nicht den Eindruck haben, dass du die gesamte Liste kaufen musst, um eine solide Fotoausrüstung für deinen ersten Job als Hochzeitsfotograf zu haben. Vielmehr solltest du dir im Klaren darüber sein, in welche Richtung du zuerst gehen möchtest. Auch ich nutze nicht jedes Objektiv bei jeder Hochzeit. Ich habe sie einfach gerne dabei, um spontan kreativ zu sein und Situationen und Kulissen vielseitig kombinieren zu können. Wenn du ein Anfänger bist, würde ich dir beispielhaft diese Grundausstattung empfehlen:
- einen hochwertigen Kamerabody
- einen günstigen Backup-Body, der hoffentlich nie zum Einsatz kommt – besser eBay als reBuch & Co.
- ein sehr gutes Reportageobjektiv
- zwei lichtstarke Festbrennweiten nach eigenem Geschmack, mindestens eine davon im nahen bis mittleren Tele-Bereich (zwischen 85mm und 130mm)
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Wenn du jetzt noch einen vernünftigen Aufsteckblitz und den notwendigen Kleinkram einpackst, bist du schon gut für eine Hochzeit gerüstet. Darum soll es aber in den nächsten Beiträgen dieser Reihe gehen.
Und denk dran: die beste Ausrüstung bringt dir nichts, solange es noch an Skill fehlt!